Der Windkraftausbau wurde schon immer von bürgerlicher Kritik in Bezug auf den faunistischen Schaden, vor allem auf die Greifvogel- und Fledermauspopulation, begleitet. Einer unserer Mitarbeiter, der in Datenerfassung für ökologische Gutachten solcher Projekte involviert war, wurde oft von den besorgten Bürgern auf diese Problematik hingewiesen. Manchmal waren die Begegnungen nicht so angenehm. Die Kritik ist auch berechtigt. Allerdings hat die jahrelange Arbeit in der Branche zum folgenden Gedankengang geführt:
- Die Menschheit ist durch das natürliche Kapital wohlhabend geworden
- Der Mensch hat für sich den heutigen Komfort erarbeitet, indem er immer weiter den natürlichen Raum in seinen Einfluss nahm
- Die Kulturlandschaften in Deutschland sind durch den anthropogenen Einfluss entstanden (und sind heute geschützt)
- Die Kulturlandschaften haben im Laufe der Jahrhunderte dazu geführt, dass viele der eingewanderten Nutzpflanzen (z.B. Kamille), Nutzinsekten (z.B. einige der Solitärbienenarten) „einheimisch“ geworden sind
- Die Kulturlandschaft bildet wiederum Lebensraum für Greifvogelpopulation, da die Eichen- bzw. Buchenwälder zusammen mit den nahliegenden Äckern z.B. für den Rotmilan unabdingbar sind
- somit kann man behaupten, dass die Rotmilanpopulation in vielen Teilen Deutschlands durch den anthropogenen Einfluss begünstigt wurde
Als Fazit aus diesem Gedankengang:
- Wenn wir uns immer mehr nur auf den Artenschutz konzentrieren und z.B. den Winkdkraftausbau abbremsen, dann
- begeben wir uns energetische Abhängigkeit und
- verlagern das Problem in andere Teile der Welt, wo der Abbau der konventionellen Rohstoffe auch Schaden anrichtet
Laut der Angaben des Umweltbundesamtes deckt Deutschland heute nur ca. 30% des primären Energiebedarfes durch inländischen Rohstoffabbau ab. Die restlichen 70 % werden aus dem Ausland importiert. Steinkohle und Uran werden zu 100% importiert. Mineralöl und Erdgas zu über 90%. Quelle: Primärenergiegewinnung und -importe | Umweltbundesamt
Um den Gedankengang abzurunden, möchten wir Sie auf folgende Studie verweisen. Die USA hat in den letzten 20 Jahren immer weiter die Windkraft ausgebaut. Gleichzeitig werden in den USA auch Öl und Gas gefördert. Dies ermöglichte dem Wissenschaftler, Erik Katovich von der Universität Genf, einen Vergleich aufzustellen. Er hat die Auswirkungen von Windkraftanlagen auf die Vogelpopulationen dem Rückgang von Vögeln durch Öl- und Gas Anlagen gegenübergestellt. Die Studie hat ergeben, dass die neuen Gasbohrungen einen durchschnittlichen Rückgang der Vogelzahl von ca. 15 % hervorgerufen haben, während der Ausbau der Windkraft keine messbaren Auswirkungen auf die Vogelpopulation verzeichnen konnte.
Wir möchten damit nicht sagen, dass diese Studie zu 100% auf Deutschland übertragbar wäre. Die geologischen Gegebenheiten in den USA sind mit den deutschen nicht zu vergleichen. Es soll nur als Beispiel dienen, dass man die Dinge anders abwägen muss. Zudem verweisen die Zwischenergebnisse einer europäischen Studie „LIFE EUOKITE“ auf „Fressfeinde“ und „Vergiftung“ als die häufigsten Todesuhrsachen unter den Rotmilanen. Tod durch „Windenergie“ steht nur an siebter Stelle.
Wir wünschen uns, dass in naher Zukunft eine Studie erstellt wird, in der weltweite Ergebnisse inkludiert werde und der Rohstoffabbau den „EE-Projekten“ gegenübergestellt wird. Dies würden uns wichtige Fakten liefern und uns erlauben über ein solch wichtiges Thema nüchtern zu urteilen.
Wir hoffen dieser kleine Einblick in das spannende Thema hat Dir gefallen. Falls Du noch Fragen zum Thema hast, oder Anregungen für neue Themen, dann steht Kevin Kaiser dafür jederzeit zur Verfügung.