Letztes Jahr erhielt die Es-geht! im Juni im Rahmen einer Ausschreibung den Auftrag eine Studie zur Keramikindustrie im Landkreis Wunsiedel. Im Fokus steht die Dekarbonisierung der Branche und die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit der Industrie auf dem internationalen Markt. Sie trägt den Titel „Transformationsprozesse in der Keramischen Industrie“.

Kontext, Ziel und Ablauf der Studie

Kontext

Die Studie ist von großer Bedeutung für den Landkreis, da die Keramikindustrie mehrere Tausend Arbeitsplätze für die Region stellt. Diese beschränken sich nicht nur auf die Herstellung von Alltagsgegenständen. Auch technische Keramik wird im Landkreis produziert. Diese Industrie ist in einem hohen Grad abhängig von der Nutzung von Erdgas für ihre Öfen, um die notwendigen Temperaturen zu erreichen. Darüber hinaus bietet Erdgas die Möglichkeit, den Brennprozess genau zu steuern und hat eine hohe Qualität. Seine Substitution ist somit (kosten-)aufwendig, da beispielsweise die Öfen umgerüstet werden müssen. Zusätzlich kommt durch die Preisexplosion des Erdgases im letzten Jahr eine immense Kostenbelastung auf die Unternehmen zu.

Umsetzungsansatz waren die Energieeinsparung als auch die Nutzung von Erneuerbaren Energien in den Betrieben. Dies sollte bei einer erhöhten CO2-Bepreisung zu keinen finanziellen Nachteilen führen, da entweder weniger oder regenerative Energie genutzt würde. Damit wäre es möglich die Abwanderung der Industrie und somit den Verlust der Arbeitsplätze zu verhindern.

Ziel

Während der Studie wurde eine Bestandsanalyse und eine Gefahrenpotenzialabschätzung angestellt. Diese sollen die Keramische Industrie beim Einsatz von Erneuerbaren Energien und der Energieeinsparung unterstützen. Übergeordnete Ziele sind der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sowie die Verhinderung einer Abwanderung.
Es ist von großer Wichtigkeit diese Arbeitsplätze zu schützen. Insbesondere, da sich der Landkreis mit einer Abwanderung von Menschen und Industrie konfrontiert sieht. Ein Verlust dieser Arbeitsplätze aufgrund zu hoher CO2-Abgaben, oder zu hohen und damit nicht wettbewerbsfähigen Preisen auf dem internationalen Markt, wäre dramatisch. Deshalb müssen Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu anderen Teilen der Welt so gering wie möglich gehalten werden.

„Mit dieser Studie sind wir uns sicher einen Grundstein für die Transformationsprozesse in der Keramischen Industrie im Landkreis Wunsiedel legen zu können. Unsere Bestandsanalyse gibt uns Auskunft über die Unternehmen und Potenziale hinsichtlich Energieeinsparungen. Außerdem gibt es uns die Möglichkeit, die Industrie zu unterstützen und Wunsiedel weiterhin als attraktiven Standort zu etablieren.“

Gerhard Meindl, Projektteam (Es-geht!)
Ablauf

Die Studie begann am 02.06.22 mit dem ersten offiziellen Treffen, dem Kick-off Meeting. Dort war es dem Team der Es-geht! und des Landkreises möglich, die Unternehmen und ihre Sorgen und Interessen kennenzulernen. Präsent war auch ein Vertreter des Verband der Keramischen Industrie e.V..
Danach folgten im Juli der erste und der zweite Workshop, die gleichermaßen interaktiv geführt wurden. Bei den Treffen wurden die teilnehmenden Unternehmen auf den neuesten Stand gebracht und erhielten Input-Vorträge zum Thema Energiesubstitution und Effizienzmaßnahmen. Darüber hinaus erhielten die Firmen Zeit zum Networking.
In Zuge der ersten Workshops folgten vor Ort Termine bei 7 Unternehmen, um die Treibhausgasemissionen abschätzen zu können und eine Energiebestandsaufnahmen vorzunehmen. Aus diesen Besuchen resultierte ein zweiter Fragebogen.
Am 26.01.23 fand der Abschlussworkshop statt.

Abschlussbericht

Der Abschlussbericht beinhaltet die Datenauswertung des firmenspezifischen Energieverbrauchs, der Ofentechnik und der Jahrestonnage. Daran nahmen 10 Unternehmen teil, wobei allerdings nicht alle die notwendigen Daten zur Verfügung stellten. Danach folgte eine Treibhausgasbilanzierung sowie eine Auswertung der Bedeutung der Keramischen Industrie für den Landkreis hinsichtlich der Arbeitsplätze, die sie zur Verfügung stellt.

Dem folgte abschließend eine Risikoanalyse sowie ein Fazit der Studie zur Keramikindustrie im Landkreis Wunsiedel. In letzterem ist das verantwortliche Team zu dem Schluss gekommen, dass die Keramische Industrie zu den energieintensivsten Branchen gehört. Dadurch wird dieser Industriezweig durch die Umrüstung auf eine CO2-optimierte Produktion allein schon vor große Herausforderungen gestellt. Um diesen hochgradig anspruchsvollen und extrem dringlichen Transformationsprozess zu starten, kann die Studie als Basis als Grundlage genutzt werden.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass dieser Industriezweig in sehr hohem Maß von äußeren Risikofaktoren sowie der Prozesstechnik abhängt, die es ihm nahezu unmöglich machen eine Substitution des Energieträgers Erdgas zu erreichen. Daher müssen vor allem die äußeren Umstände geändert werden, damit diese Branche handlungsfähig wird. Das beinhaltet beispielsweise ein zügiges Voranschreiten der Wasserstoffherstellung und -technologien.

„Während der Studie mussten wir feststellen, dass der ursprüngliche Fokus auf die Energieeinsparungen und die Erhöhung der Energieeffizienz nicht mehr vollständig zutreffend waren. Das liegt an der aktuellen geopolitischen Lage. Daher war es notwendig, dass wir diesen Fokus auf die akuten Sorgen, nämlich die extrem hohen Energiepreise, erweitern. Somit wurde unsere Risikoanalyse breiter gefächert, um unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern gerecht zu werden. Das wäre ohne enge Zusammenarbeit nicht möglich gewesen. Wir sind sehr zufrieden, dass wir das erreichen konnten.“

Lucas Dörr, Projektleiter (Es-geht!)

Daher ist es essentiell, dass sich die Firmen intensiver zusammenschließen. Stärkere Zusammenarbeit ermöglicht es der Keramischen Industrie, sich neu zu positionieren und größeren Einfluss zu nehmen – auf äußere Faktoren, als auch auf die eigenen Betriebe.

Die Aufgabe der Es-geht! in der Studie

👨🏻‍💻 Leitender Mitarbeiter der Studie zur Keramikindustrie im Landkreis Wunsiedel war Lucas Dörr. Dieser erhielt natürlich tatkräftige Unterstützung, die er von Jan Weiler und Gerhard Meindl bekam.
Darüber hinaus stand er im engen Austausch mit Jürgen Kromer vom Landkreis Wunsiedel, der die Studie initiiert hat. Gemeinsam konnten wir somit ein starkes Team stellen und uns der Aufgabe widmen.

Die Studie wurde zum 28.02.2023 beendet. Aufgrund der sensiblen Daten, die im Abschlussbericht der Studie zur Keramikindustrie im Landkreis Wunsiedel enthalten sind, können wir Ihnen diesen hier leider nicht zugänglich machen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Allerdings hat sich aus der Studie eine weiterführende Kollaboration mit einer der Keramikfirmen ergeben, mit der wir in Zukunft weiterarbeiten werden. So, stay tuned!

Ihr Es-geht! Team