Heute wollen wir Dir eine private Aktivität unseres Kollegen Kevin vorstellen, denn er betreibt Fledermausmonitoring. Wir finden das ganz schön interessant und haben ihn gebeten, einmal zu beschreiben, was er da macht und wie er dazu gekommen ist. Viel Spaß beim Lesen!

Wie Kevin zum Fledermausmonitoring gekommen ist und wie ihn das in seiner Arbeit bei der Es-geht! bereichert

Die Arbeit im Bereich ornithologische Gutachten und Fledermausgutachten habe ich zu Studiumszeiten angefangen und wirke noch nebenbei mit. Die Arbeit in der Natur hat mir sehr viele Grundlagen über die Funktion der Ökosysteme und den anthropogenen Einfluss auf die Umwelt geliefert. Funktionierende Ökosysteme und Biodiversität fördern die Resilienz.

Diese Sensibiliesierung ist für mich sehr wichtig und findet Anschuss in meiner jetzigen Tätigkeit bei der Firma Es-geht! Energiesysteme GmbH. Wir werden die Umweltanalysen, soweit es möglich ist, in unsere Konzepte integrieren. Bspw. wurde im Rahmen eines Auftrages eine Vegetationsanalyse auf öffentlichen Flächen durchgeführt und aktuell Handlungsempfehlung ausgearbeitet. Die Ergebnisse werden anschließend auf der Projektwebseite veröffentlicht. 

Abbildung einer Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) (Quelle)

Welche Arten von Fledermäusen gibt es und warum sind sie so wichtig?

Die Welt der Fledermäuse hat eine wichtige ökologische Rolle inne. In Europa, als nächtliche Jäger spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Regulation von Insektenpopulationen und tragen somit zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts bei. Die Fledermäuse gehören zu der Ordnung Chiroptera. Die Chiroptera sind mit mehr als 1460 Arten weltweit die zweitgrößte Gruppe der Säugetiere mit der größten Artenvielfalt. Die meisten Fledermausarten sind Insektenfresser, die jede Nacht bis zu 70-84 % ihrer Körpermaße an Insekten verzehren, manchmal sogar >100 %. Fledermäuse wenden je nach ihrer Nahrungsgilde unterschiedliche Jagdstrategien an, wobei einige Arten auf fliegende Insekten spezialisiert sind (Flughaubenfledermäuse) und andere ihre Beute direkt aus dem Laub oder vom Boden holen (Sammelfledermäuse). Mehrere Autoren haben über die lebenswichtigen Ökosystemleistungen von Fledermäusen als Schädlingsbekämpfer berichtet, die sowohl für Ökosysteme als auch für Landwirte von Vorteil sind.

Mythos Fledermaus – und heutiger Umgang

Früher wurden Fledermäuse oft von Menschen mit einer Mischung aus Faszination, Angst und Aberglauben betrachtet. In vielen Kulturen wurden sie oft mit Dunkelheit, Nacht und Mysterium in Verbindung gebracht, was zu negativen Vorstellungen führte. Ihr nächtliches Verhalten und ihre flatternde Flugweise trugen dazu bei, dass sie als unheimlich wahrgenommen wurden. Der mythologische und folkloristische Hintergrund vieler Gesellschaften spiegelte sich oft in der Art wider, wie Fledermäuse interpretiert wurden. Einige althergebrachte Vorstellungen führten dazu, dass Fledermäuse fälschlicherweise mit Vampirismus in Verbindung gebracht wurden. Dies lag daran, dass es einige Fledermausarten gibt, die sich von Blut ernähren, aber diese sind tatsächlich eine Minderheit. Die Mehrheit der Fledermäuse ernährt sich von Insekten oder Früchten, was zu einem gesunden Ökosystem beiträgt. Auch das Erscheinungsbild der Fledermäuse trug zu ihrer fragwürdigen Reputation bei. Die Flügelstruktur, die an menschliche Hände erinnert, und ihre nächtliche Aktivität verstärkten den Eindruck des Unheimlichen und des Unbekannten. In einigen Kulturen wurden Fledermäuse mit Tod und Verderben in Verbindung gebracht, was zu ihrem Ruf als Unglücksbringer beitrug.

In den letzten Jahrzehnten hat sich das Bewusstsein für den Schutz von Fledermäusen und ihres Lebensraums weiterentwickelt. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Bildungsprogrammen wird versucht, die Vorurteile der Vergangenheit zu überwinden und das Verständnis für die wichtige Rolle zu fördern, die Fledermäuse in unseren Ökosystemen spielen.

Kevin erklärt Fledermausmonitoring – was versteht man darunter?

Das Fledermausmonitoring bezieht sich auf die systematische Beobachtung, Erfassung und Auswertung von Fledermauspopulationen und -verhalten. Es nutzt eine Vielzahl von Methoden, um Einblicke in das Leben dieser nachtaktiven Säugetiere zu gewinnen. Dazu gehören Technologien wie Ultraschall-Detektoren, die die für das menschliche Ohr unhörbaren Ultraschallrufe von Fledermäusen aufzeichnen können. Durch die Analyse dieser Rufe können Wissenschaftler Rückschlüsse auf Artenidentifikation, Aktivitätsmuster, Fortpflanzungsverhalten und Nahrungssuche ziehen.

Fledermausmonitoring ist ein wichtiger Teil des ökologischen Gutachtens im Bereich Windkraft, da viele Fledermausarten und deren Lebensraum bedroht sind.

Abbildung einer Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) (Quelle)
Schritte eines Fledermausmonitoring
Datenerfassung
  • Kartierung der potentiellen Quartiere im 500m-Radius: das Gebiet wird auf die pot. Quartiere untersucht und anschließend im Geoinformationssystem erfasst (z.B. abgeplatzte Rinde, Baumhöhlen, Felsspalten etc.)
  • Nachtbegehungen:
    • In Zeiträumen April-Mai und August-Oktober werden im 2000m-Radius auf ausgesuchten Transekten mit einem Batcoder die Fledermausrufe aufgenommen.
    • Im Zeitraum September-Oktober wird das Gebiet auf Fledermauszug vor den Begehungen untersucht (Zugbeobachtung).
    • Im Zeitraum Juni-Juli finden die Begehungen auf den ausgewählten Transekten von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang statt. Am Ende der Begehungszeit wird 1 St vor dem Sonnenaufgang Schwarmbeobachtung am geplannten Windkraftanlagenstandort bzw. in unmittelbarer Nähe durchgeführt
  • Fledermausfangen: im Zeitraum Juni-Juli werden an ausgewählten Standorten Netzte aufgestellt um Fledermäuse zu fangen. Es folgen die Bestimmung und Dokumentation der gefangenen Tiere. Bei plannungsrelevanten Arten (z.B. Mopsfledermaus oder Bechsteinfledermaus) werden bevorzugt die Weibchen besendert. Dabei bringen die Personen einen Miniatursender im Rückenfell der Fledermaus an, welcher in regelmäßigen Abständen Radiowellen-Signale aussendet.
  • Telemetrie: nach einer erfolgreichen Fangnacht und besenderten Tieren wird am nächsten Tag (bzw. an folgenden zwei Tagen) in 5 min Takt von zwei Personen telemetriert. Anschließend wird ein Linie in der Geoinformationssoftware gezeichnet und die zugehörigen Daten in die Shape-Datei eingetragen. Der Schnittpunkt der zwei Linien ergibt den ungefähren Standort der Fledermaus.
Datenauswertung

Datenbearbeitung: Aufbereitung der gesammelten Daten nach der Saison (März-Oktober)

  • Daten aus den Kartierungsarbeiten lieferen ungefähre Habitatsstrukturen
  • Daten aus der Nachbegehungen und den Fangnächten: liefern Informationen , welche Fledermausarten im welchen Maß im Gebiet leben. Danach folgt die Visualisierung und die Zuordnung der Arten auf Basis der Kontakte aus dem Batcoder .
  • Die Telemetrie ermöglicht einen Einblick in das Jagtverhalten innerhalb eines geographischen Raumes einer bestimmten Art, was einen wichtigen Baustein einer Aktionsanalyse darstellt

Basierend auf den Erkentnissen aus den Daten folgt im „Winter“ die Ausarbeitung und Fertigstellung der Gutachtenbericht. Der Schutz der Fledermäuse beinhaltet nicht nur der Schutz vor der betriebenen Windkraftanlage, sondern auch die Zerstörung der Habitate.

Weitere Details zu den Fledermausarten und Bilder:

Mopsfledermaus: Barbastella barbastellus | BFN

Bechsteinfledermaus: Myotis bechsteinii | BFN

Fledermausschutz aktiv mitgestalten: Fledermausschutz – NABU

Was hältst du vom Fledermausmonitoring unseres Kollegen Kevin? Findest Du solche Beiträge über die Aktivitäten unserer Belegschaft interessant und willst mehr davon? Lass es uns gerne wissen.

Dein Es-geht! Team